Das Grundverkehrsrecht in Österreich: Was Käufer und Makler wissen müssen
07.05.2025

Autor/-in
Benjamin Hofmann
Kategorien
- Kauf
- Markt
Wer in Österreich eine Immobilie erwerben möchte, muss sich neben der Suche nach dem passenden Objekt und der Finanzierung auch mit rechtlichen Rahmenbedingungen wie dem Grundverkehrsrecht auseinandersetzen. Dieses regelt den Erwerb von Grundstücken und Liegenschaften, um einen transparenten und nachhaltigen Immobilienmarkt im Einklang mit öffentlichen Interessen sicherzustellen. Besonders für ausländische Staatsangehörige gibt es spezifische Einschränkungen, die beachtet werden müssen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Grundverkehrsrecht regelt den Immobilienerwerb durch In- und Ausländer und unterscheidet zwischen Bau- und Agrargrund.
- Als Landesrecht variiert es je nach Bundesland – für Ausländer oft mit strengeren Vorgaben.
- Käufer und Makler sollten frühzeitig über Genehmigungen und Einschränkungen informieren, um Probleme zu vermeiden.
Was ist das Grundverkehrsrecht?
Das Grundverkehrsrecht umfasst gesetzliche Bestimmungen, die den Erwerb von Grundstücken regeln. Es betrifft sowohl natürliche als auch juristische Personen und unterscheidet sich je nachdem, ob es sich um Baugrund, landwirtschaftliche Nutzfläche oder forstwirtschaftliches Gebiet handelt. Ein zentrales Anliegen des Grundverkehrsrechts ist es, den Ausverkauf land- und forstwirtschaftlicher Flächen an Nichtlandwirte oder Ausländer zu verhindern und somit die nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung des Bodens zu gewährleisten. Darüber hinaus soll das Recht die regionale Entwicklung fördern und Bodenspekulationen eindämmen.
In Österreich handelt es sich beim Grundverkehrsrecht um Landesrecht. Das bedeutet, dass jedes Bundesland eigene Regelungen erlässt. Diese können hinsichtlich Genehmigungspflichten, Verfahrensdauern und Zuständigkeiten variieren. Für Immobilienkäufer und -makler bedeutet dies eine besondere Herausforderung: Sie müssen sich nicht nur mit dem Bundesgesetz vertraut machen, sondern auch die spezifischen Vorschriften des jeweiligen Bundeslandes berücksichtigen.
Unterschiedliche Arten des Grundverkehrs
Das österreichische Grundverkehrsrecht unterscheidet in der Praxis zwischen dem allgemeinen Grundverkehr, dem land- und forstwirtschaftlichen Grundverkehr und dem Ausländergrundverkehr. Der allgemeine Grundverkehr betrifft Baugründe und Wohnimmobilien, während der land- und forstwirtschaftliche Verkehr die Übertragung landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzter Flächen regelt. In diesen Fällen kommt meist eine zuständige Grundverkehrsbehörde ins Spiel, die prüfen muss, ob der Erwerber die Voraussetzungen erfüllt und ob das Grundstück seiner Zweckwidmung entsprechend verwendet wird.
Beim Ausländergrundverkehr greifen besonders strenge Regelungen. Hier wird grundsätzlich zwischen EU-Bürgern und Drittstaatsangehörigen unterschieden. Während EU-Bürger unter bestimmten Bedingungen weitgehend gleichgestellt sind, unterliegen Drittstaatsangehörige häufig umfangreichen Genehmigungspflichten. Diese dienen dazu, eine Überfremdung des Grundbesitzes zu verhindern und die Verfügbarkeit von Grund und Boden für die heimische Bevölkerung zu sichern.
Genehmigungspflichten und Verfahren
Wer in Österreich eine Immobilie erwerben möchte, sollte sich frühzeitig darüber informieren, ob eine grundverkehrsrechtliche Genehmigung erforderlich ist. In den meisten Bundesländern ist eine solche Genehmigung insbesondere dann notwendig, wenn es sich um land- oder forstwirtschaftlich gewidmetes Grundstück handelt oder wenn der Käufer ein Ausländer ist. Die zuständige Behörde prüft in diesem Zusammenhang unter anderem, ob der Erwerb im öffentlichen Interesse liegt, ob eine Bewirtschaftung durch den Käufer gewährleistet ist und ob eine Überhöhte Kaufpreisbildung vermieden wird.
Die Einreichung der Genehmigung erfolgt in der Regel durch einen Notar oder Rechtsanwalt im Zuge der grundbücherlichen Durchführung des Kaufvertrages. Die Bearbeitungsdauer kann stark variieren, wobei in der Praxis mit mehreren Wochen gerechnet werden muss. In dieser Zeit kann der Kaufvertrag zwar unterzeichnet, aber nicht rechtskräftig vollzogen werden. Ohne Genehmigung kann der Eintrag ins Grundbuch verweigert werden, was zur Nichtigkeit des Rechtsgeschäfts führen kann. Dies macht deutlich, wie essenziell die gründliche Vorbereitung und Information ist.
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Die Rolle des Immobilienmaklers
Immobilienmakler tragen eine große Verantwortung im Zusammenhang mit dem Grundverkehrsrecht. Sie fungieren als Schnittstelle zwischen Verkäufern, Käufern, Notaren und Behörden und müssen daher über die relevanten gesetzlichen Bestimmungen umfassend Bescheid wissen. Bereits im Erstgespräch sollten sie eruieren, ob der potenzielle Käufer einer Genehmigungspflicht unterliegt, um realistische Erwartungen zu setzen und mögliche Probleme frühzeitig zu identifizieren.
Darüber hinaus ist es Aufgabe des Maklers, seine Kunden hinsichtlich der notwendigen Unterlagen, Fristen und Abläufe zu beraten. Eine enge Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Notar oder Rechtsanwalt ist hier von Vorteil, um Rechtssicherheit zu gewährleisten. Für den reibungslosen Ablauf eines Immobilienkaufs ist es entscheidend, dass alle Beteiligten über ihre Rechte und Pflichten informiert sind. Ein professioneller Makler stellt sicher, dass alle Schritte im Einklang mit dem Grundverkehrsrecht erfolgen und keine unliebsamen Überraschungen entstehen.
Bedeutung für Zweitwohnsitze und Freizeitimmobilien
Ein weiterer Aspekt, der zunehmend an Relevanz gewinnt, ist der Erwerb von Immobilien zur Nutzung als Zweitwohnsitz oder Ferienimmobilie. Viele österreichische Bundesländer haben in ihren Grundverkehrsgesetzen spezielle Regelungen vorgesehen, um eine übermäßige Nutzung als Freizeitimmobilie zu verhindern. Hintergrund ist der Schutz des sozialen und wirtschaftlichen Gefüges in touristisch stark frequentierten Regionen. Der Erwerb einer Immobilie zur ausschließlichen Nutzung als Zweitwohnsitz kann daher unter bestimmten Voraussetzungen untersagt oder mit Auflagen versehen werden. Käufer sollten sich daher bereits im Vorfeld über mögliche Einschränkungen und Widmungsvorgaben informieren, insbesondere wenn sie ein Objekt in beliebten Urlaubsregionen wie Tirol, Salzburg oder Kärnten erwerben möchten.

Steuerliche Aspekte und Nebenkosten
Neben den rechtlichen Aspekten spielen auch steuerliche Überlegungen eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem Immobilienerwerb in Österreich. Der Kauf von Grundstücken ist mit verschiedenen Abgaben verbunden, wie etwa der Grunderwerbsteuer, der Eintragungsgebühr ins Grundbuch und gegebenenfalls der Umsatzsteuer, sofern es sich um einen gewerblichen Erwerb handelt. Die genaue Höhe dieser Nebenkosten hängt vom jeweiligen Kaufpreis sowie vom Status des Erwerbers ab. Immobilienmakler sollten ihre Klientinnen und Klienten über diese finanziellen Verpflichtungen transparent informieren, damit es nach dem Vertragsabschluss zu keinen unangenehmen Überraschungen kommt. Auch hier empfiehlt sich eine enge Abstimmung mit steuerlichen Fachkräften, um die steuerlichen Vorteile optimal zu nutzen und Pflichten rechtzeitig zu erfüllen.
Fazit: Informiert handeln, sicher kaufen
Das Grundverkehrsrecht in Österreich ist ein komplexes, aber unverzichtbares Instrument zum Schutz des Grund und Bodens sowie zur Sicherstellung einer nachhaltigen Flächennutzung. Sowohl für österreichische als auch für ausländische Immobilieninteressenten ist es unerlässlich, sich mit den gesetzlichen Bestimmungen auseinanderzusetzen. Aufgrund der landesrechtlichen Regelung kann es zu erheblichen Unterschieden zwischen den Bundesländern kommen, was eine fundierte Beratung durch Makler und Juristen umso wichtiger macht.
Wer in Österreich Grund und Boden erwerben möchte, sollte daher keine Überstürzten Entscheidungen treffen. Eine sorgfältige Prüfung der Voraussetzungen, das rechtzeitige Einholen erforderlicher Genehmigungen und die Zusammenarbeit mit fachkundigen Partnern schaffen die Grundlage für einen rechtssicheren Immobilienerwerb.
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